Donnerstag, 30. September 2010

Meine Muskelmänner

Ich finde es immer wieder spannend, neue Orte und Umgebungen zu entdecken. Um an diese Orte zu gelangen braucht es Organisationstalent, starke Nerven, Flexibilität, blonde Haare und ein nettes Lächeln.

Umziehen ist nun mal wirklich nicht einfach – ausser Frau ist Besitzerin von rein gar nichts. Ich jedoch muss schon drei Schachteln allein für die Sommerschuhe packen, und Sommerschuhe so ganz allein garantieren noch keinen Komfort. Daraus ist zu schliessen, dass für den Rest schon ein paar Muskelmänner antraben müssen.

Es war nicht immer so.

Ganz am Anfang war nur Fränzi, die auf dem Beifahrersitz mit Kisten zugepackt war und auf der Strecke Worb – Faoug dann durch die unbequeme Lage einen Wadenkrampf bekam. Aus Vorsichtsmassnahme fuhren wir erst um Mitternacht los. Da wir so oder so fast nichts sahen vor lauter Kisten, war es besser, die Wege der Ordnungshüter im Dunkeln zu kreuzen.


Mit dem rasanten Älterwerden sammelt sich so einiges an – und im Ausmisten bin ich nun wirklich eine Niete.
So musste ich dann im Laufe weiterer Wohnungs- und Ortswechsel einige Muskelmänner mit einem Lächeln bezirzen. Es waren enge Treppenhäuser. Schmale Eingänge. Kurven in den Korridoren. Und ich wollte hoch hinaus!
Vom Zweiten in den Fünften. Vom Fünften in den Dritten. Vom Dritten in den Vierten. Leider vergass ich meinem getreuen Gefolge immer zu erwähnen, dass es keinen Lift hat.
Trotzdem: Abends hatte ich wieder eine Bleibe und alles stand wohl parkiert am neuen Platz.

Ich kann von mir behaupten, dass ich wirklich die besten Freunde habe.

Aus reiner Vorsichtsmassnahme legte ich dann aber den letzten Umzug auf meinen Geburtstag und liess mir das Schleppen und Schrubben einfach schenken!  




Einige von meinem Team:









Sonntag, 26. September 2010

ÖV mit Persönlichkeit


Durch den Autoverkauf bin ich nun wieder eine ÖV-Benützerin, was mich ökonomisch gesehen zu einer Weltverbesserin macht. Im Zug zu sitzen und ein Buch oder die 20Minuten zu lesen ohne sich über andere Verkehrsteilnehmende oder rote Ampeln zu nerven hat durchaus seine guten Seiten. Meistens höre ich irgendwelchen Sound von meinem I-Pod, geniesse die Gegend, schlafe oder lese.

 Jedoch um zu meiner Arbeitstelle zu gelangen, muss ich nebst dem Zug auch noch das Postauto nehmen. Mit dem Postauto zu fahren ist jedes Mal wieder eine Herausforderung für mich. Denn Postautos fahren bekanntlich nicht auf Schienen, und da ich nicht ganz so kurvengängig bin, bin ich äusserst froh, wenn ich am Morgen nicht Heinz sondern Kurt hinter dem Steuer sehe. Denn Heinz wäre vermutlich ein begabter Ralley-Fahrer geworden, hätte es ihm die Strecke von Sursee nach Beromünster nicht so angetan. 

Weiter gilt beim Ein- und Aussteigen zu grüssen – denn man kennt sich ja schliesslich, weil man eben wegen des heiklen Magens in der vordersten Reihe sitzen muss. Kurt wäre bei meiner Mam schon lange erstickt, denn meine Mam sagt immer, wer flucht, dem springen haarige Kröten aus dem Hals...und so einen grossen Hals hat Kurt jetzt wirklich nicht. 

Recht amüsant wird es aber erst, wenn die Heimbewohner von Sursee mitfahren, was natürlich meistens dann ist, wenn ich im Postauto sitze. Marliese hat meistens den Akku leer und ist froh, wenn sie mein Natel benützen kann um ihrem Mann mitzuteilen, bei welchem Gestell im Migros sie sich treffen wollen. Ob sie wirklich ein Natel besitzt weiss ich bis heute nicht. Robert baut mit seinem Vater bis in alle Ewigkeit den Schrank zusammen, den sie im Mai dieses Jahres in der IKEA abgeholt haben und äfft die elektronische Ansagestimme im Postauto nach. Bei Thomas ist die WM immer noch in vollem Gange und - die Schweiz ist am Gewinnen gegen Spanien....

Am Zielort angekommen steige ich schmunzelnd aus, und mein Magen fühlt sich toll gut an.